Von guten und von schlechten Zeichen. Zu den Herausforderungen von politischer Kulturforschung und politischer Bildung an Europas Rändern

Autor/innen

  • Anja Besand

DOI:

https://doi.org/10.15203/ozp.650.vol38iss3

Schlagwörter:

Politische Bildung, Südosteuropa, Bulgarien, Rumänien, politische Kulturforschung, demokratische Transformation

Abstract

Im publizistischen Alltagsgeschäft wie auch im überwiegenden Teil der akademischen Europaforschung vermag die kleine zweite Welle der europäischen Osterweiterung, die am 1.1.2007 Rumänien und Bulgarien zu EU-Mitgliedsländern werden ließ, inzwischen kaum noch größere Wellen hervorzubringen. Schaut man sich die vorliegende Forschungsliteratur an, so wird man zwar unter der Überschrift – Transformationsgesellschaften, Postsozialismus u.Ä. einzelne Bemerkungen zu Rumänien und Bulgarien finden, doch ist die Forschungslage, die sich rein auf diese beiden Länder konzentriert, recht überschaubar. Kein Wunder, dass man sich im Bereich der Politischen Bildung ebenfalls über Südosteuropa noch kaum Gedanken gemacht hat. Dabei lassen sich am Beispiel dieser Region zwei ineinander verflochtene Phänomene betrachten, die für die Politische Bildung im Europa des 21. Jahrhunderts eine der zentralen Herausforderungen darstellen wird, nämlich demokratische Transformation und, wie ich vergröbernd sagen möchte, Postkommunismus.

Wer sich mit Politischer Bildung in einer solchen Region beschäftigen will, muss vorsichtig vorgehen, denn nach der politischen Transformation zu Beginn der 90er-Jahre des vorigen Jahrhunderts befindet sich die Politische Bildung in Osteuropa in einer schwierigen Situation. Die frühere Allzuständigkeit des Staates in politischen, sozialen und kulturellen Fragen konfrontiert die staatlichen Akteure mit dem Problem, dass sie ihre Rolle bei der Vermittlung der Politischen Bildung nur schwer wahrnehmen können, da in der Bevölkerung hierin häufig eine Wiederaufnahme früherer Ideologisierung und Indoktrination vermutet wird. Es gehört zu den Paradoxien dieses Problems, dass Angebote zur Politischen Bildung in diesen Ländern gleichzeitig aber auch als besondere Chance zur Entwicklung einer demokratischen politischen Kultur hoch geschätzt werden.

Ziel meines Beitrags ist es, vor dem Hintergrund erster qualitativer Ergebnisse verschiedener Studien zur Politischen Bildung und zur politischen Kultur die Lage der Politischen Bildung in Ost- und Südosteuropa neu zu interpretieren.

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