Bewegungspraxis und „organische Theorie“ – Zur Rezeption und Produktion theorieförmiger Diskurse durch soziale Bewegungen am Beispiel der Prekarisierungsbewegung

Autor/innen

  • Oliver Marchart
  • Stephan Adolphs
  • Marion Hamm

DOI:

https://doi.org/10.15203/ozp.623.vol39iss1

Schlagwörter:

Soziale Bewegungen, Diskursanalyse, Cultural Studies, Ethnographie

Abstract

Dieser Artikel geht von der These aus, dass soziale Bewegungen durch die Entwicklung eigenständiger „organischer Theorien“ einen Erklärungshorizont aufspannen, der ihnen erlaubt, die eigene Protestpraxis mit Sinn zu versehen, der Bewegung ein Selbstbild zu geben und die spezifische Problemlage analytisch einzuordnen. Im Aufsatz wird die Rezeption und Produktion organischer Theorie am Beispiel der transnationalen Prekarisierungsbewegung untersucht. Seit 2004 organisiert sich dieses Bewegungsnetzwerk transnational um das Protestformat der Euromayday-Paraden, die bis zum heutigen Tag in 40 europäischen und mehreren außereuropäischen Städten jeweils zum 1. Mai durchgeführt wurden. In unserer Studie interessierte uns, wie Theorien des wissenschaftlichen Spezialdiskurses in den politischen Bewegungsdiskursen „organischer Theorie“ (d.h. im elaborierten Interdiskurs) verallgemeinert und schließlich mit bestehenden Subjektivierungsweisen und Praktiken (im Elementardiskurs des Alltagsverstands und der Alltagspraktiken der BewegungsakteurInnen) verschränkt wurden. Dies wird erstens anhand eines diskursanalytischen Vergleichs zweier Textkorpora untersucht. Zweitens wird in Form einer ethnographischen Untersuchung gezeigt, wie theorieförmige Diskurselemente in den Praktiken der Bewegung selbst produziert und als „embodied theory“ ausagiert werden.

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