Das „erste Opfer“. Der österreichische Opfermythos und seine Transformationen in der Zweiten Republik

Autor/innen

  • Heidemarie Uhl

DOI:

https://doi.org/10.15203/ozp.765.vol30iss1

Abstract

Der spezifisch österreichische Umgang mit der NS-Vergangenheit wird durch die These charakterisiert, dass das Land im März 1938 zum „ersten Opfer“ des Nationalsozialismus wurde. Der Beitrag analysiert einerseits die Veränderungen dieses Interpretationsmodells von 1945 bis zur Gegenwart vor dem Hintergrund von politischen und generationsspezifischen Transformationsprozessen, andererseits die „Gegenerzählungen“ einer Populartradition, die sich vor allem im Gefallenengedenken artikuliert haben. Diese beiden widersprüchlichen Narrationen, die das österreichische Geschichtsbewusstsein geprägt haben, bilden die Ausgangskonstellation für die Waldheim-Debatte 1986, die eine geschichtspolitische Zäsur markiert: die Erosion der Opferthese bzw. ihre Modifikation durch das Bekenntnis des offiziellen Österreich zu einer Mitverantwortung für die Verbrechen des NS-Regimes. Auch die jüngsten Aussagen von Bundeskanzler Schüssel markieren diesbezüglich keine grundsätzliche Richtungsänderung, allerdings erweist sich mit der politischen Wende, der Regierungsbeteiligung der rechtspopulistischen FPÖ, die Frage des Umgangs mit dem „Zivilisationsbruch Auschwitz“ erneut als Indikator für die politische Kultur.

Downloads